Warum auch Selbständige einen Notgroschen brauchen

Dieser Artikel wurde vor dem Rebranding im Juli 2023 veröffentlicht. Vor dieser Zeit handelte es sich bei dieser Website noch um einen reinen Blogger-Ratgeber. Mehr dazu hier.

Dir ist noch nie in den Sinn gekommen, dass du auch als Selbständiger gewisse Rücklagen haben solltest? Oder denkst du dir, dass du die Summen für große Zahlungen eh ganz spontan mit dem ein oder anderen Auftrag flott eingenommen hast, um dann deine Rechnungen zu bezahlen?

Lass dir gesagt sein, diese Denkweise wird eines Tages noch der Untergang deines Unternehmens sein. Denn nur, weil du bislang Glück mit dieser Vorgehensweise hattest, kann das beim nächsten Mal schon ganz anders aussehen.

Ich zeige dir nun auf, warum auch Selbständige ganz dringend einen Notgroschen brauchen.

Ob du Gewinn erzielst oder nicht: Gewisse Rechnungen sind zu bezahlen

Da hätten wir mal die Gewerbescheine, die einmal im Jahr zu zahlen sind (und selbst, wenn du nur einen hast, ist er jährlich zu zahlen), genauso wie du eine Umsatzsteuererklärung abgeben musst – auch als Kleinunternehmer. Und bist du Kleinunternehmer schützt dich das nicht davor, Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeben zu müssen, wenn du mit Dienstleistern zusammengearbeitet hast und die im Reverse Charge Verfahren die Steuerschuld auf dich übertragen haben. Außerdem wäre da noch die Sozialversicherung, die du quartalsweise bezahlen musst. Selbst, wenn du im Moment Minuszahlen schreibst, gibt es ggf. Nachzahlungen und ansonsten einen Mindestsatz, der im Jahr gute 2.000 Euro ausmachen wird.

Nun kannst du zwar in vielen Fällen eine Ratenzahlung vereinbaren, oder erhältst bei kleineren Beträgen mit etwas Glück eine Stundung um einen oder zwei Monate, aber das sollte nicht die gängige Vorgehensweise sein.

Es braucht außerdem nur ein Arbeitsgerät von dir kaputt werden, dass du schon in Schwierigkeiten gerätst, solltest du gerade keine finanziellen Mittel für ein neues aufbringen können.

Du legst dir damit nur selbst Stolpersteine in den Weg

Auf der einen Seite solltest du natürlich mal grundsätzlich 50 Prozent deiner Einnahmen weglegen, um hiervon alle Versicherungs- und Steuerzahlungen aufbringen zu können. Und dann schadet es ehrlich gesagt nicht, wenn du nicht den ganzen Gewinn verpulverst.

Gerade die aktuelle Pandemie zeigt uns, wie eng es schnell für Selbständige werden kann, wenn sie nicht darauf vorbereitet sind, ein Auftragstief zu überbrücken. Und das wäre dann die Aufgabe deines Notgroschens.

Selbst passives Einkommen kann ohne Vorwarnung einbrechen

Während der Pandemie hat es selbst Affiliate Seiten getroffen. Die Leute hatten erstmal Angst und ganz andere Sorgen, haben ihr Geld in das Bevorraten von Lebensmitteln, das Aufstocken von Toilettenpapier und Mundmasken investiert. Werbegelder wurden von den Unternehmen gestrichen, Kooperationen abgebrochen. Viele Firmen und Selbständige sind sogar in Konkurs gegangen.

Webworker und digitale Unternehmen, die hauptsächlich von Werbeeinnahmen gelebt haben, spürten die Umsatzdefizite genauso stark wie die Tourismusbranche. Die Folge ist, dass viele Unternehmen nach wie vor ihre Schulden abbezahlen müssen, weil sie keinen Notgroschen für schlechte Zeiten beiseitegelegt haben.

Es kann dich jederzeit treffen

Das Leben bietet andauernd böse Überraschungen, auf die man auch aus finanzieller Sicht gut vorbereitet sein muss. Tritt so eine Situation ein, müsstest du plötzlich deine Mittel hernehmen, die eigentlich zur Tilgung von Versicherungs- und Steuerschulden gedacht sind. Dann musst du da wieder eine Zahlungsvereinbarung treffen und wirst die Situation locker über ein paar Monate als Rucksack mit dir rumschleppen.

Dein Gewinn soll nicht der Notgroschen sein

Natürlich musst du einen benötigten Notgroschen möglichst schnell wieder auffüllen, aber dein Gewinn sollte grundsätzlich nicht synonym dazu gehandhabt werden. Immerhin brauchst du den Gewinn, um dein Unternehmen weiterzuentwickeln.

Wie hoch sollte der Notgroschen sein?

Bei Privatpersonen spricht man von drei bis sechs Monatsgehältern, die als Notgroschen beiseitegelegt werden sollten. Auch ich persönlich würde 5.000 bis 10.000 Euro empfehlen. Die genaue Summe hängt am Ende aber davon ab, wie groß der finanzielle Bedarf sein sollte, wenn du für ein halbes Jahr alle Ausgaben decken können musst. (Oder wie lange du diesen Zeitraum dann eben auch variieren möchtest.)